Gender: Geschlechterrolle und -gerechtigkeit
Erstellt von r.ehlers am Sonntag 24. Juli 2016
Existenzielle Bindungen an die Geschlechterrolle des Einzelnen
Die „Zweihäusigkeit“ ist schon bei Pflanzen ein Erfolgsrezept der Evolution. Sie trägt dort, mehr aber noch bei den höheren Lebensformen mit ihrem immer komplizierterem Genom, sehr zur Stärkung des Erbguts bei.
Die Zweigeschlechtlichkeit einer Lebensform macht es indessen erforderlich, dass die unterschiedlichen Träger des Erbguts, Eizelle und Samenzelle, zumindest für den Zeitraum der Befruchtung/Begattung zusammenfinden. Damit ist der wichtigste Ansatz zu einer Paarbildung mit zwei heterosexuellen Partnern gegeben, wie sie sich unter den Menschen seit unvordenklichen Zeiten entwickelt hat. Andere Primaten kennen auch eine Paarbildung, meist aber nur für einen beschränkten Zeitraum. Sie werden vielmehr gruppendynamisch auf ein Zusammenleben in der Horde festgelegt, was offensichtlich auch das menschliche Bestreben nach dem Leben im Schutz in der Familie erklärt. Viel spricht dafür, dass die Natur mit Hormonen wie dem Sozialhormon Serotonin und dem Bindungshormon Oxytocin kräftig nachhilft.
Was gibt es da zu deuten, wer da Huhn ist und wer Hahn?
Alle zweigeschlechtlichen Lebewesen, voran der Mensch, werden Tag für Tag vor sich selbst und ihrer Umwelt durch ihren Geschlechtsstatus definiert. Gerade im Deutschen dringt dies ständig tief in unser bewusstes und unbewusstes Selbst, wo wir doch durch die freie Vergabe einer Geschlechtsbezeichnung (Genus) an alle Substantiva unserer Sprache aus dem Denken in sexuellen Kategorien nicht hinaus kommen können. Praktischerweise kennen wir auch die sächliche Form („das Kind“) für die Phänomene, bei denen keine sexuellen Assoziationen im Vordergrund stehen.
Die Bindung an die eigene Geschlechterrolle wird bei den Primaten, also auch bei uns Menschen, biologisch auf mehrfache Weise verstärkt. Dabei ist insbesondere die Flutung der für die Emotionen und das Verhalten der Menschen entscheidenden Hirnregionen durch die spezifischen Geschlechtshormone zu nennen. Geradezu spektakulär ist dies mit der Überschwemmung der Hirne junger Männer mit dem Männlichkeitshormon Testosteron in den Jahren ab der Pubertät. Das Verhalten der Frauen von der sexuellen Reife bis über die Zeit des Klimakteriums hinaus wird allerdings durch die Wirkungen der Weiblichkeitshormone, voran Östrogen, allerding nicht minder stark geprägt, wenn auch nicht so wild und spektakulär. Die Geschlechterrolle des Einzelnen findet ihre Selbstbestärkung durch all die lebenszeitigen Erfahrungen und Erinnerungen an ihre Umsetzung. Besonders wir Menschen sind Wesen, die an sich selbst geistig und emotional wachsen können. Soweit wir uns dessen nicht recht bewusst sind, erfahren wird diese Entwicklungen auch als existenziell eingerichtete machtvolle Bewegungen, die unsere Geschlechterrolle festlegen.
Wer sich dieser Dinge bewusst wird, kann sich zum Teil von den geschilderten Bindungen befreien und individuell in die Bestimmung seiner eigenen Geschlechterrolle eingreifen. Lange bevor der Mensch sich aber mit seinem eigenen Geschlecht eingehend beschäftigen kann, steht er bereits unter einem starken Definitionsdruck seiner Umwelt. Die Eltern und die Familie dienen dabei meist als Übersetzer der gesellschaftlichen und politischen Regeln, die die individuelle Bestimmung begrenzen. Bei unangefochtener Herrschaft bestimmter gesellschaftlicher und politischer Vorstellungen über das richtige geschlechterspezifische Verhalten haben die Einzelnen wenig Chancen für ein von deren Normen abweichendes Verhalten. Es gibt keine Garantie dafür, dass das „von oben“ angeordnete Verständnis der Geschlechterrolle den wahren Bedürfnissen der Allgemeinheit und insbesondere den abweichenden Einzelner oder einzelner Gruppen von Menschen gerecht wird. Auch die lange Dauer solcher Vorstellungen spricht nicht für ihre Richtigkeit.
Die unsinnige historische Herrscherrolle des männlichen Geschlechts
Bestes Beispiel dafür, wie äußerer Druck aufgrund uralter überkommener Bestimmung der Geschlechterrollen und die Reglementierung des Sexualverhaltens über Tausende von Jahren hinweg unnötige Ungerechtigkeit und großes Elend gebraucht hat, ist die Sexualgeschichte des Christentums.
Wohl von Zarathustra kam die Idee des einsamen Gottvaters, eines Mannes, der ohne fremden Ursprung existierte und niemand neben sich duldete, natürlich auch keine Göttin. Mehr beiläufig spielen in den alten Geschichten Frauen wie Eva und die Jesusmutter Maria eine gewisse Rolle (obwohl die Geschichten ihnen kaum keinen einzigen ausgesprochenen Gedanken gönnen). Zum Gefallen Adams wurde ihm aus seiner Rippe die Eva geschnitten. Aber allein Adam, der Mann, entsprach dem Ebenbild Gottes. In ihm lebte der göttliche Funken, den man auch mal als das logische Prinzip bezeichnet hatte. Er herrschte über Frau und Kinder, die ihm komplett machtunterworfen waren. Erst heute, wo das alles vorbei ist, wird uns bewusst, in welchem Wahn sich Jahrtausende lang die ach so kluge (männliche) Menschheit befunden hat!
Da es nur das eine bedeutende Geschlecht, das männliche, gab, war alle sexuelle Aktivität außerhalb der Fortpflanzung verpönt. Onan wurde prompt die Selbsbefriedigung untersagt. Sexuelle Verhaltensweisen unter Menschen gleichen Geschlechts waren streng verpönt und wurden (allerdings nur beim Manne!) bestraft. Die Hauptwirkungen des Patriarchats wurden erst nach der Aufklärung Schritt für Schritt bis in die jüngste Zeit hinein beseitigt. Mit dem Gleichberechtigungsgesetz wurden erst 1953 noch bestehende Defizite in der gesetzlichen Sicherung der Frauengleichheit eingeführt, erst 1959 die Aufgabe der Abschaffung der Funktion des Mannes als Familienoberhaupts. Das rigorose und dümmliche alte Scheidungsrecht, bei dem die armen Richter vor die unmögliche Aufgabe gestellt waren, objektiv festzustellen, warum Eheleute nicht mehr miteinander harmonierten, war 1976 endlich aufgegeben worden.
Die Beendigung der erbärmlichen Unterdrückung der Frau und die Aufgabe des Patriarchats ist wohl die bedeutendste politische Errungenschaft unserer Zeit, vergleichbar nur mit der Beendigung der genealogisch begründeten unseligen Herrschaft der Adelsgeschlechter über das Volk. Wären die Frauen (Suffragetten) nicht gegen ihre Unterdrückung auf die Barrikaden gegangen, wer weiß, ob sie nicht auch heute noch ihren Ehemann um Genehmigung ersuchen müssten, wenn sie eine bezahlte Arbeit annehmen oder überhaupt vor die Tür gehen wollen! .Die Bewegung des Feminismus hat das in der Tat einen der größten moralischen Fortschritte gebracht, vergleichbar nur mit der Abschaffung der Sklavenhaltung. Wenn sich, wie ich meine, ausgehend vom Feminismus jetzt mit dem Genderismus eine neue Bewegung breit macht, die neuen Abersinn verbreitet, mindert das nicht die Bedeutung der Frauenrechtsbewegung.
Durch den unkontrollierten Zuzug von Millionen Islamgläubiger Neubürger sehen wir und heute veranlasst, uns mit dem mit ihrer Religion stark verwachsene Patriarchat und der für uns unerträglichen Unterwerfung der Frau erneut zu befassen. Privat darf natürlich jeder seinen Gauben haben und ausüben. Aber eine Überfremdung der Gesellschaft mit diesen für unser Verständnis falschen Einsellungen können wir nicht dulden.
Straflosigkeit und Gleichbehandlung Gleichgeschlechtlicher
Parallel zur Beendigung der Benachteiligung der Frauen wurde im letzten Jahrhundert auch die krasse Fehlbehandlung der sexuellen Minderheiten, insbesondere der Homosexuellen, beendet. 1969 wurde der ominöse § 175 StGB abgeschafft, der sexuelle Kontakte unter Männern inkriminiert und damit die Lebensgeschichte untadeliger Männer zerstört hatte, die sich nur zum eigenen Geschlecht hingezogen gefühlt hatten. Es gibt viele Gründe für die Entstehung solcher Vorlieben, nicht zuletzt auch eine angeborene Natur. Wie konnte man nur so lange Homosexuelle und Lesben aus der „normalen“ Welt ausgrenzen, obwohl sie nur ihren eigenen Gefühlen nachgingen und niemand schadeten?
Es hat Anpassungen an die neue Welt gegeben, in der auf gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht mehr mit dem Finger gezeigt werden darf. So sind eheähnlich Partnerschaften unter zwei Personen gleichen Geschlechts amtlich zugelassen, in vielen Ländern auch gleich eine Homo-Ehe. Noch nicht geregelt sind die Ansprüche von homosexuellen Partnern, bei der Vergabe des Rechts zur Adoption . Da allerdings, meine ich, dass man allein das Wohl der Kinder berücksichtigen darf. Solange die Elternschaft Homosexuelle und Lesben noch nicht gesellschaftlich allgemein anerkannt ist, kann die Adoption durch sie zum Nachteil für die Kinder werden. Die Vorstellung, dass es ein quasi natürliches Recht jedes Menschen darauf gäbe, Kinder groß ziehn zu dürfen, halte ich dagegen für abwegig. Natur und Recht sind ohnehin zwei Dinge.
Der Unsinn des Genderismus
Die Übernahme des Begriffes „Gender“ aus der amerikanischen Sozialwissenschaft hat geholfen, die Brisanz des Themas im Dunkeln zu lassen. Auch verwandte Begriffe wie Gender Mainstreaming und Gender Studies kommen nicht so recht an in der deutschen Sprachgemeinschaft.
Und was ist überhaupt der Genderismus, von dem wir (fast) überall lesen können, dass er die einzige objektive Richtschnur für unser soziales Verhalten sein könne?
Die Lehre des Genderismus drang erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts in alle Bereiche der Gesellschaft, der Kultur und des Staats ein. Mittlerweise befinden wir uns bereits seit 20 Jahren in einer radikalen Umgestaltung auf allen Ebenen des Lebens, die konsequent von den derzeit etablierten Parteien in der Politik, den Regierungen und und den Medien vorangetrieben wird.
Der Begriff Gender unterstellt in diesem Sinne, dass das biologische Geschlecht des Menschen neben dem durch die Umgebung. die Gesellschaft und die Kultur auf die Bildung der Geschlechterrolle einwirkenden Umständen, dem „sozialen Geschlecht“, nur eine untergeordnete Rolle spiele.
Begründerin dieser Bewegung ist die amerikanisch Soziologin und Feministin Gayle Rubin. Tatsächlich gibt es wie gezeigt eine ganze Fülle von Bedingungen natürlicher und gesellschaftlicher Art, die die individuelle Geschlechterrolle prägen. Aber was soll es, Gegensätze zwischen einzelnen Einflüssen zu behaupten, wo sich doch all diese Einflüsse addieren?! Vordergründig bietet sich die Zuordnung als männlich oder weiblich durch die Geschlechtsorgane an. Wenn das unproblematisch möglich ist und auch keine subjektiven von der Regel abweichenden Bestrebungen vorliegen, ist der Wert des Einflusses der sozialen Gegebenheiten für die praktische Geschlechterrolle nur von sekundärem oder theoretischem Interesse. Wir brauchen daher auch nicht eine besondere Strategie zur Förderung der Gleichstellung der Geschlechter, ein sog. Gender Mainstreaming.
Entscheidend ist, dass wir von dem falschen Bild der Welt abgekommen sind, die die greifbaren und materiellen Umstände von den geistigen und emotionalen Lebensbedingungen trennte.Mann und Frau sind in einigen erkennbaren äußeren Merkmalen sowie ihrer Hormonellen Steuerung und zugleich von den prägenden Einflüssen durch ihre ganze Umwelt verschieden. So wie es ein Fehler ist, die tatsächlich vorhandenen biologischen Unterschiede für praktisch allein entscheidend zu erklären, ist es ein Fehler, die äußeren Einflüsse für allein maßgeblich zu halten.
Die Genderforschung aber baut methodisch auf einem solchen, eigentlich auch von ihr abgelehnten, Konstrukt auf, indem sie objektiv bestehendee Unterscheide klein redet. Das Gender Mainstraming versucht, eine allgemeine Akzeptanz für die vom biologisch männlichen und biologisch weiblichen Wesen abgelöste Welt des Unisex zu erzwingen.
Obwohl die Unterschiede zwiwschen Mann und Frau für jeden objektiven Betrachter offenkundig sind, hat das Gender Mainstreaming bei vielen Menschen bereits den Blick auf die Realitäten vernebelt. Ich werde den vorliegenden Beitrag in Kürze um eine Darstellung ergänzen, wie ungemein erheblich die natürlichen Unterschiede zwischen Mann und Frau tatsächlich sind. Sie sind nämlich so gravierend, dass die Geschlechter – gleich ob sie vom Genderismus infiziert sind – Schwierigkeiten haben, einander zu verstehen